Was ihr wichtig im Leben war, wird eine über hundertjährige Frau gefragt. Die bettlägerige Theresia versteht offensichtlich akustisch nicht, was die Regisseurin Dagmar Wagner von ihr wissen will, woraufhin deren Stimme lauter und langsamer wird, nun ganz nahe des Ohres. Dennoch scheitert diese kleine Konversation zunächst, zur Erheiterung von Theresia, die aber später noch aus ihrem Leben erzählen wird. Ü100 Trailer![]() Ü100 Recklinghausen![]() Ü100 Film Kaufen![]() Ü100 Bilder KioskNegative verstärkung. Ebenso wie sieben weitere Damen und Herren mit dreistelliger Jahreszahl, die im Rahmen des Dokumentarfilms Ü100 ausführlich in ihrer Alltags- und Gedankenwelt porträtiert werden. Menschen, die hundert Jahre alt und älter sind, waren vor noch gar nicht allzu langer Zeit absolute Ausnahmeerscheinungen, doch mittlerweile sind die Aussichten auf ein derart hohes Alter für zahlreiche Menschen in unserer Gesellschaft enorm gestiegen. Wird der Begriff des demographischen Wandels hinsichtlich einer deutlich erhöhten Lebenserwartung im sozialpolitischen Kontext und in öffentlichen Debatten hierzulande regelmäßig als Problemstellung verwendet, ist es umso erfrischender, hier einmal anhand von individuellen Schicksalen in die konkrete Lebensrealität von „uralten“ Menschen einzutauchen. Dass diese sich noch reichlich lebendig, durchaus häufig eingeschränkt und beschwerlich, doch nichtsdestotrotz zufrieden, heiter und nachdenklich gestalten kann, davon zeugen die filmischen Interviews mit der fußballvernarrten Erna, dem audiovisuell herausgeforderten Franz, der einstigen Lehrerin Hella, der nach wie vor aktiven Pianistin Ruja, der Einparkbeobachterin Anna, der frohgemuten Gerda, der gelassenen Theresia sowie dem eigenständigen Ernst. Unpathetisch, offen und nicht selten mit leisem Stolz und unerschütterlichem Charme erzählen sie von ihrer täglichen Tapferkeit, ihr betagtes Dasein würdig und mit wachem Bewusstsein zu führen. Dabei schimmert bei Zeiten eine tragende Tiefe jenseits der offensichtlichen Fragestellungen durch, die jedoch seitens der filmischen Gestaltung bedauerlicherweise kaum intensiviert wird. Mehr oder weniger Unterstützung im Alltag benötigen die betagten Damen und Herren alle, doch ihr Lebensmut und ihre Erinnerungen an vergangene Freuden und Leiden sowie ihre Bereitschaft, diese mit ihrer gegenwärtigen Umgebung zu teilen, zeigt sich hier als wichtige, unbedingt zu fördernde und selbst förderliche Qualität der ältesten Generation.
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May 2019
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